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1. Die vorchristliche Zeit - S. 51

1877 - Leipzig : Brandstetter
51 das Wunderthier feierlich ausgestellt, damit Jeder es sehen und über seinen Besitz sich freuen möge. So fröhlich der Tag, so schrecklich war die ihm folgende Nacht. Während Alles in tiefem Schlafe lag, schleicht Sinon sich zu dem hölzernen Pferde, öffnet leise die Thür und die geharnischten Männer steigen aus dem finstern Bauche hervor. Sie gehen nach den Thoren der Stadt; die Wächter schlafen, man tödtet sie. Draußen aber harren schon der Griechen beutelustige Schaaren. Die Thore werden geöffnet und mit freudigem Siegesgeschrei dringen die Danaer in die wehrlose Stadt. Sinon läuft mit Brandfackeln in den Straßen umher und zündet die Häuser an. Zu spät merken die Trojaner den Verrath. In allen Straßen, in allen Häusern wird blutig gekämpft. Bald steht die ganze Stadt in Flammen und was nicht vom Schwerte der Griechen fortgerafft wird, stirbt den Tod durch's Feuer. Nur ein kleines Häuflein rettet sich, mit ihm der fromme Aeneas. Wie er Alles verloren sah, wie schon die Flamme aus dem Giebel seines Daches helllodernd gen Himmel schlug: da nahm er hurtig seinen alten Vater Anchises auf die Schultern, sein Söhnlein Askanius bei der Hand, und so entkam er dem Verderben. Nicht so glücklich war der König Priamus. Er hatte sich mit Weib und Kind in das Innere des Pala^es geflüchtet und sich dort vor den Altären der Hausgötter flehend niedergeworfen. An dieser heiligen Stätte hoffte der unglückliche Greis Gnade zu finden bei den erzürnten Feinden. Aber wie hatte er sich geirrt. Mit entblößten Schwertern drangen sie herein, erst stachen sie die Söhne nieder vor den Augen des Vaters, dann diesen selbst. Sein Weib und seine Kinder schleppten sie auf die Schiffe und theilten dann die Sklaven unter sich. Menelaus bekam seine Helena wieder; aber das schöne Ilion lag zertrümmert! Ii. Die Irrfahrten des Odysseus. 1. Als Odysseus nach der Zerstörung von Troja mit seinen zwölf Schiffen der Heimath zusegelte, verschlug ihn ein Sturm an das Land der Cyklopen, der ungeschlachten Riesen, die weder pflanzten noch säeten, denn ohne Arbeit erwuchs ihnen Weizen und Gerste und die edle Rebe, nur von Zeus' Regen befruchtet. Sie kannten weder Gesetze, noch Versammlungen des Volkes zu gemeinsamer Berathung; sie wohnten einsam in gewölbten Felsgrotten des Gebirges. Vor dem Lande der Cyklopen lag eine kleine Insel voll Wälder, in denen zahllose Heerden wilder Ziegen umherstreiften. Dahin kamen die Schiffe des Odysseus in dunkler, mondloser Nacht; mit Anbruch des Tages machten sich die Griechen auf und durchwanderten das Eiland, mit ihren Pfeilen wilde 4*

2. Die vorchristliche Zeit - S. 68

1877 - Leipzig : Brandstetter
68 von dem man wisse, daß er frisch und gesund im Lande der Thesprotier sich aufhalte und bald in die Heimath zurückkehren werde. Diese Erzählung klang so wahrscheinlich, daß Penelope, im Herzen darüber erfreut, dem armen Bettler sehr gewogen war und ihrer Schaffnerin Euryklea gebot, dem Gaste die Füße zu waschen. Die gute Eury-klea holte schnell eine Wanne, goß warmes Wasser hinein, fühlte sich aber von einer freudigen Ahnung bewegt, denn sie hatte an dem fremden Manne bekannte Züge entdeckt. Als sie aber die Wanne dem Gaste unter die Füße schob und an dem Bein des Fremden die ihr wohlbekannte Narbe gewahrte, erschrak sie so sehr, daß sie das Gefäß umwarf und alles Wasser verschüttete. Penelope war schon hinausgegangen und bemerkte das nicht; aber Odysseus gebot der hocherfreuten Schaffnerin mit strenger Miene, zu schweigen. Nachdem noch der Jüngling Telemach die Waffen gebracht hatte, hüllte sich Odysseus in eine Stierhaut und streckte sich auf den Fußboden des Saales zur Ruhe hin; aber der Schlaf kam nicht in seine Augen. 10. Mit dem andern Morgen brach der Tag der Entscheidung an. Die Freier kamen und begannen ihr wüstes Treiben noch ärger als sonst, ohne sich durch die Zeichen des nahen Verderbens warnen zu lassen; sie aßen blutbesudeltes Fleisch und die Thränen standen ihnen in den Augen. Doch sie achteten nicht darauf, denn Minerva hatte ihre Augen mit Blindheit geschlagen. Penelope veranstaltete nun einen Kampf und versprach dem Sieger ihre Hand zu geben. Sie stellte zwölf Beile hinter einander im Saale auf und gebot den Freiern, einen Pfeil mit dem gewaltigen Bogen des Odysseus durch die zwölf Oehre der Beile zu schießen. Die Freier nahmen den Kamps an, doch keiner vermochte den schweren Bogen zu spannen, obschon sie ihn durch Salbe und Wärme geschmeidig zu machen suchten. Da wurden die Männer ungeduldig und sprachen: „Lasten wir die Sache bis morgen!" Doch Odysseus bat sie in aller Demuth, daß sie ihm doch auch einmal den Bogen überlassen möchten. Die Freier lachten und ergrimmten über die Unverschämtheit des Bettlers, aber Telemach reichte ihm die Waffe. Eine Weile betrachtete der Held kunstverständig den ihm wohlbekannten Bogen, dann faßte er mit kräftiger Hand die Sehne und spannte sie — es krachte und der Pfeil flog durch die Oehre der Veile, ohne ein einziges zu verfehlen. Jetzt aber war auch Telemach bereit; auf einen Wink des Odysseus gürtete er sein Schwert um, trat zu dem Vater heran und beide stellten sich auf die Schwelle des Saales. Daun die Pfeile aus dem Köcher schüttend, rief Odysseus mit lauter Stimme zu den Freiern: „Ein Wettkamps ist vollendet, aber ein anderer kommt noch. Jetzt wähle ich ein Ziel, das noch kein Schütze getroffen hat!" Kaum hatte er die Worte gesprochen, so flog sein Pfeil dem Antinous in die Kehle; der sank

3. Die vorchristliche Zeit - S. 73

1877 - Leipzig : Brandstetter
73 2. Als der Knabe im Hause des Kambyses anlangte und sich Zu erkennen gab, da war die Bewunderung und Freude seiner Eltern über alle Maßen. Sie hatten ihn schon längst todt geglaubt. Cyrus konnte nicht genug erzählen und sein drittes Wort war immer die Hirtenmutter, die er sehr lieb gewonnen hatte. Den Astyages verlangte es aber nach seinem Enkel und er ließ ihn und seine Mutter wieder zu sich an seinen Hof kommen. Der Knabe war in der strengen kriegerischen Lebensweise der Perser auserzogen und machte große Augen, als er beim Könige Alles so fein geputzt und geschmückt fand. Selbst der König auf seinem Throne hatte sich Lippen und Wangen, Stirn und Augenbrauen gefärbt. Cyrus sprang, wie er in das Zimmer trat, auf den geputzten Alten zu, fiel ihm um den Hals und rief: „O was ich für einen schönen Großvater habe!" — „Ist er denn schöner als dein Vater?" fragte lächelnd die Mutter. „Unter den Persern," antwortete Cyrus, „ist mein Vater der schönste; aber unter den Medern der Großvater." Dem alten Könige gefiel diese Antwort; er beschenkte den Kleinen reichlich und dieser mußte bei Tische immer neben ihm sitzen. Hier wunderte er sich über die Menge Gerichte, mit welchen die Tische von oben bis unten besetzt wurden. „Großvater" — rief er — „du hast doch viele Mühe, satt zu werden, wenn du von dem Allen essen mußt!" Astyages lachte und sprach: „Jst's denn hier nicht besser als bei euck in Persien?" — „Ich weiß nicht," antwortete Cyrus, — „aber wir werden viel geschwinder und leichter satt. Uns ist Brod und Fleisch genug, um satt zu werden; ihr aber, ach! was braucht ihr für Arbeiten und Umschweife, bis ihr so weit kommt!" Mit Erlaubniß des Großvaters vertheilte nun Cyrus die übrig gebliebenen Speisen unter die Diener und alle bekamen etwas, nur nicht Sakas, der Mundschenk und Liebling des Königs. „Warum bekommt denn dieser nichts," — fragte scherzend der König, — „er schenkt ja den Wein so geschickt ein?" „Das kann ich auch," — erwiederte rasch der Kleine, — „und trinke dir nicht zuvor den halben Becher aus!" Darauf nahm er den Becher, goß Wein hinein und reichte ihn ganz artig dem Könige. „Nun," - sprach der Großvater, „du mußt auch den Wein erst kosten." — „Das werde ich wohl lassen," antwortete der Kleine, — „denn es ist Gift darin, das habe ich neulich bei eurem Trinkgelage wohl bemerkt. Was war das für ein Lärm! Wie habt ihr durcheinander geschrien und gelacht! Die Sänger schrien sich die Kehlen heiser und Niemand konnte sie hören. So lange ihr saßet, prahltet ihr mit eurer Stärke; und als ihr aufstandet, konnte keiner gehen, ihr fielet über eure eignen Füße. Ihr wußtet nicht mehr, was ihr wäret, du, o König, nicht, daß du König, jene nicht, daß sie Unterthanen waren." — „Aber," sprach Astyages, „wenn dein Vater trinkt, berauschet er sich nie?" — „Nie." — „Und wie macht er es denn?" — „Er hört auf zu dürsten, sonst nichts." Wegen solcher und ähnlicher munterer Einfälle gewann Astyages seinen Enkel immer lieber. Er ließ ihn reiten, schenkte ihm die schönsten

4. Die vorchristliche Zeit - S. 136

1877 - Leipzig : Brandstetter
136 um die Unternehmungen der Athener zu vereiteln. Dies geschah und mit solchem Erfolge, daß der anfangs für Athen glückliche Feldzug den schlimmsten Ausgang hatte. Nach vielen Verlusten mußten sich die Athener den Syrakusern ergeben, die Gefangenen wurden in die Steinbrüche von Syrakus geworfen, wo sie elend verschmachteten. Nicias wurde nebst seinem Mitfeldherrn auf dem Markte zu Syrakus öffentlich enthauptet. Nun waren die Hülfsmittel der Athener erschöpft und Verzweiflung bemächtigte sich aller Gemüther. Alcibiades hatte sich gerächt. Dieser wetterwendische Mann nahm in Sparta ganz die Sitten des spartanischen Volkes an; er badete im Eurotas, ward mäßig und aß die schwarze Suppe, wie ein echter Lakone. Bald war er auch hier der Liebling von Alt und Jung. Doch die Regierung schöpfte Mißtrauen, und als er noch obendrein den König Agis beleidigt hatte, war er in Sparta nicht mehr sicher und ging nach Asien zum persischen Statthalter Tissaphernes. Auch diesen wußte er für sich zu gewinnen, daß derselbe nicht mehr wie bisher den Lacedämoniern, sondern den Athenern Hülfe versprach. Hierdurch söhnte sich Alcibiades wieder mit seinen Landsleuten aus und bewirkte seine Zurückberufung. Ehe er aber in seine Vaterstadt zurückkehrte, wollte er erst rühmliche Thaten verrichten; nur als ruhmgekrönter Sieger wollte er in Athen einziehen. So ging er denn zuerst nach Samos, wo die athenische Flotte lag, und mit ihm kehrte das Glück zu den Athenern zurück. Sie schlugen die Spartaner zu Wasser und zu Lande und eroberten alle verlorenen Städte und Inseln wieder. Der Name Alcibiades verbreitete bei den Freunden Siegesmuth, bei den Feinden Furcht und Schrecken. Die gedemüthigten Spartaner schrieben in ihrer gewohnten Kürze nach Hause: „Unser Glück ist dahin, der Anführer ist getödtet, die Soldaten hungern, wir wissen nicht, was zu thun." In dieser Noth schickte Sparta eiligst Gesandte nach Athen, die demüthigst um Frieden baten; aber das übermüthige Volk der Athener wies alle Anträge stolz zurück. Alcibiades segelte mit reicher Beute beladen und mit den Trümmern von 200 zerstörten Schiffen als Siegeszeichen zu seiner Vaterstadt zurück. Als er sich dem Piräus näherte, erwartete ihn eine zahllose Menge Volkes; doch stieg der Held nicht eher aus, als bis er seine Verwandten am Ufer erblickte. Nun landete er; das Volk richtete alle seine Blicke nur auf ihn und schien für die andern Feldherren, die ihn begleiteten, gar kein Auge zu haben. Alcibiades ging in die Volksversammlung und vertheidigte sich hier gegen alle ihm zur Last gelegten Beschuldigungen, klagte jedoch nicht das Volk, sondern nur sein Mißgeschick an, und am Schluffe seiner Rede feuerte er die Athener zur kräftigen Fortsetzung des Krieges an. Das Volk gab ihm sein Vermögen zurück, widerrief den über ihn ausgesprochenen Fluch und ernannte ihn zum unumschränkten Anführer zu Wasser und zu Lande. Weinend empfing Alcibiades die Beweise des Wohlwollens seiner Mitbürger und unter der Menge selbst beweinten Viele sein herbes Mißgeschick.

5. Die vorchristliche Zeit - S. 22

1877 - Leipzig : Brandstetter
22 Herkules, und wurde die Erste, welche die göttliche Verehrung des Heros einführte. 4. Herkules schafft in Aegypten die Menschenopfer ab und bezwingt den Riesen Antäus. In Aegypten lebte ein Tyrann mit Namen Busiris. Der galt für einen Sohn Neptuns und hatte die Gewohnheit, alle Jahre einen Fremdling, der sein Land betrat, dem Jupiter zum Opfer zu schlachten. Dieses war ihm angerathen worden von dem Wahrsager Phrasius aus Cypern bei einer großen Dürre, die Aegyptenland heimsuchte. Busiris versuchte das Mittel zuerst an jenem Wahrsager, und siehe! die Dürre hörte auf. ^ feo hielt er die Gewohnheit aufrecht und opferte alle Jahre einen Menschen. Als Herkules ankam, führte man ihn gleichfalls zum Opferaltar; aber der Held besann sich nickt lange, er schlug den Busiris sammt seinem Sohne und Herolde todt und damit hatte das Menschenopfern ein Ende. * Noch war ein Menschenwürger vorhanden, der Riese Antäus. Der war ein Sohn der Erde, und wenn er seine Mutter berührte, gewann er immer wieder neue Kraft. So überwältigte er Jeden, der es wagte, mit ihm zu ringen, denn seine Mutter leistete ihm stets Hülfe. Als der Riese den Herkules zum Kampfe aufforderte, salbte sich dieser mit Del und jener bcjtreute itch mit Sand. Herkules warf seinen Feind zur Erde; weil er aber merkte, daß jener immer neu gestärkt wieder aufsprang, hob er ihn tu die Höhe und erdrückte ihn zwischen seinen Armen. 5. Tod des Herkules. Nachdem Herkules noch viele rühmliche Thaten vollbracht hatte, kehrte er nach Theben zurück. Von der großen Anstrengung ermattet, fiel er biet in eine Gemüthskrankheit, die zum heftigen Wahnsinn sich steigerte. In solchen trüben Anfällen verübte er leider manche Unglücksthat, plünderte sogar das delphische Orakel und beleidigte die Gottheit des Apoll. Da verkündigte ihm die weissagende Priesterin: „Du wirst nur dann von deinem Wahnsinn genesen, wenn du abermals auf drei Jahre als Sklave dich vermiethest!" Herkules befolgte den Rath und trat in den Dienst der Königin Omphale von Lydien. Diese bediente sich der Gewalt, die er ihr freiwillig über seine Person gegeben hatte, so wohl, daß sie ihn sogar vermochte, ^ ihre Kleider anzuziehen und sich an den Spinnrocken zu setzen, während sie sich mit seiner Löwenhaut bedeckte und seine Keule ergriff. Nachdem er die drei Jahre wieder gehorsam überstanden hatte, vermählte er sich mit der Deianira. Ihr Vater hieß Oeneus, und da er sie keinem der mächtigen Freier abschlagen wollte, versprach er sie demjenigen, der in einem Wettkampf obsiegen würde. Herkules gewann den Preis. Als er mit seiner jungen Frau fortzog, kam er an den reißenden

6. Die vorchristliche Zeit - S. 3

1877 - Leipzig : Brandstetter
3 aus einem einzigen Stein gehauen. Viele Inschriften und Figuren sind auf den Obelisken eingegraben. Dann kommen lange Alleen von steinernen Thierbildern, durch diese gelangt man in einen großen Säulenhof, hinter welchem der Tempel liegt. Die Decke des Tempels wird von 134 Säulen getragen, von denen manche 30 Fuß im Umfange haben. So ließ Sesostris von den Sklaven Tempel und Paläste bauen; vor seinem schönsten Palaste stand seine eigene Bildsäule, 60 Fuß hoch, und die seiner Frau, eben so hoch; vier steinerne Gestalten, jede40 Fuß hoch, stellten seine vier Söhne vor. Auf den Wänden der Gebäude waren seine Kriege und Triumphzuge abgemalt und alle bezwungenen Völker mit ihren Trachten und Waffen abgebildet. Nachdem Sesostris länger als ein Menschenalter regiert hatte, ward er blind und brachte sich selber urn's Leben. Alle von ihm unterworfenen Völker machten sich aber wieder von der ägyptischen Herrschaft frei. Von jenen Bildern sind aber noch manche übrig geblieben, doch muß man mit Fackeln in die düstern Tempelgänge einbringen, wenn man sie besehen will. Denn die Aegppter bauten ihre Tempel und Paläste sehr düster, manche sogar in Felsengrotten und unterirdischen Räumen. 3. Cheops und Chephrcn. Unter dem König Cheops mußte das ganze Volk arbeiten, um für ihn die große Pyramide zu bauen, in der er sich begraben lassen wollte. Da mußten zuerst in dem arabischen Gebirge die Steinblöcke gebrochen werden, die wurden dann bis an den Nil geschleift und auf Schiffen herüber gebracht. Auf dem Wege nach dem Hauptplatze mußte mitten durch einen Berg ein Gang gebrochen werden, der war eine Viertelstunde lang und man mußte zehn Jahre lang daran arbeiten. Bei dem Pyramidenbau waren immer hunderttausend Aegypter zu gleicher Zeit beschäftigt, und alle drei Monate kamen andere Hunderttausend an die Reihe, und zwanzig Jahre dauerte es, bis eine Pyramide fertig war. Sie wurde aber auch so hoch erbaut, wie ein mäßiger Berg, viel höher als der Straßburger Münster. Im Innern machte man Gänge in ein Grabgewölbe , in das der Sarg zu stehen kam. Die innere Steinmasse bestand aus Kalksteinen, die äußeren Steinplatten waren von Granit und Marmor; diese sind jetzt aber nicht mehr vorhanden. Doch der Riesenbau selber hat den Jahrhunderten getrotzt und steht noch unerschüttert da. Fünfzig Jahre lang soll Cheops regiert haben, und nach ihm sein Bruder Chephren eben so lange Zeit. Auch dieser zwang die Aegypter, eine große Pyramide zu bauen. Diese und die des Cheops und noch eine dritte lind die größten; es giebt aber noch eine Menge kleinerer. Alle sind noch wohl erhalten und stehen in Mittelägypten. Man zählt im Ganzen vierzig und theilt sie in fünf Gruppen. In der Form sind alle gleich; von einer breiten Grundlage ausgehend laufen sie nach oben spitz zu uitf; endigen sich in eine platte Decke. Eine Seite schaut genau nach Ost, di«? . entgegengesetzte nach West, die dritte noch Nord, die vierte nach Süd. i *

7. Die vorchristliche Zeit - S. 171

1877 - Leipzig : Brandstetter
171 in welche alle Unreinigkeiten aus den Straßen und Wohnhäusern abflössen und dann in die Tiber geleitet wurden. Man muß sich aber diese Kanäle nicht eng und niedrig denken, sondern als große, weite Gewölbe von so fester Bauart, daß sie noch Jahrhunderte nachher die schwersten Thürme trugen. Für öffentliche Kampfspiele und Leibesübungen wurde ein großer Platz angelegt, der Circus maximus genannt. Ringsumher gingen in immer steigender Erhebung Bänke, die nach den Kurien vertheilt waren: der Umfang war so groß, daß der Circus 150,000, nach Einigen sogar 250,000 Menschen zu fassen vermochte. Endlich legte der baulustige König noch den Grund zu dem berühmten Kapitol, der mächtigen Tempelburg des Jupiter auf dem kapitolinischen Hügel. 3. Wie Tarquittlns endet. Die Söhne des Ankus Martius konnten es nicht vergessen, daß sie vom Tarquinius um den väterlichen Thron betrogen worden waren. Der König hielt sie absichtlich von allen Regierungsgeschäften fern, und ging damit um, seinen Schwiegersohn Servius Tullius zu seinem Nachfolger wählen zu lassen. Da trachteten die beiden Brüder thut nach dem Leben. Sie gewannen zwei Hirten, die mußten, mit ihren Holzäxten bewaffnet, in die Wohnung des Königs eindringen und großen Zank und Lärm erheben. Es war damals noch Sitte, daß die Könige in Person das Richteramt übten, und so kam denn auch der alte Tarquinius aus seinem Hause, um den Streit zu schlichten. Während er aber der erdichteten Erzählung des Einen zuhört, schleicht sich der andere hinter ihn und schlägt ihn mit seiner Axt zu Boden. Dann flohen beide Hirten davon. Servius Tullius. 1. Servius war in Rout geboren, wo seine Mutter als Gefangene und Sklavin in das Haus des Tarquinius gekommen war. Als Servius noch ein Kind war, brannte ihm einst, erzählt die Sage, das Haupthaar wie in hellen Flammen, ohne daß das Feuer die Haare verzehrte. Die Gemahlin des Tarquinius, die Königin Tanaquil, welche in etruskischer Weisheit wohlbewandert war, erklärte dies Wunder als ein Zeichen der Götter von der künftigen Größe des Knaben. Auf ihren Rath wurde nun Servius wie ein Königssohn für die höchsten Würden erzogen. Er zeichnete sich bald durch Geist und Tapferkeit vor Allen aus; Tanaquil und Tarquinius gaben ihm ihre Tochter zur Frau und bald auch Antheil an der Regierung. Das Volk ehrte diesen glücklichen und würdigen Emporkömmling und darauf battete Tanaquil die Hoffnung, den geliebten Schwiegersohn einst als König von Rom zu sehen. Als nun Tarquinius ermordet war, du

8. Die vorchristliche Zeit - S. 127

1877 - Leipzig : Brandstetter
127 der jetzt mit ihm spricht. Man soll bei meiner Beerdigung nicht sagen: Man legt den Sokrates aus die Bahre, man trägt den Sokrates hinaus, denn ich bin ja dann längst bei den seligen Geistern." Jetzt kamen noch sein Weib und seine drei Kinder, und als er Abschied von diesen genommen hatte, neigte sich die Sonne zum Untergang. Und der Gerichtsdiener trat herein, den vollen Giftbecher in der Hand. „Sage mir doch, wie habe ich mich zu verhalten?" fragte er den Diener. „Du mußt," — erwiederte dieser — „nach dem Trinken aus- und abgehen, bis dich eine Müdigkeit befällt; dann legst du dich nieder." — Und mit heiterer Miene nahm Sokrates den Becher, betete noch zu den Göttern, setzte ihn an den Mund und leerte ihn mit Einem Zuge. Da fingen seine Freunde laut zu weinen an. „Still doch!" sagte Sokrates — „darum habe ich ja die Weiber fortgeschickt." Jetzt ging er aus und ab, dann legte er sich nieder. Das Gift fing an zu wirken, feine Füße wurden schon kalt und die Glieder steif. In trauriger Stille standen seine Jünger umher. Plötzlich schlug er seine Augen auf und sprach : „Ich bin genesen, nun opfert dem Aeskulap ein Dankopfer!" Nach diesen Worten verschied er. So starb der göttliche Sokrates unschuldig im Jahr 399 v. Chr. Erst nach seinem Tode sahen die Athener ihr Unrecht ein und da reuete es sie. Aber die Reue kam zu spät. V. Perikles und Alcibiades. 1. An die Namen Perikles und Alcibiades knüpft sich die Erinnerung an die Blüthe und den Untergang der Athener, an die Größe und Kraft und an die Zersplitterung und Verderbniß der griechischen Freiheit. Perikles war einer der größten Redner und Staatsmänner, die je gelebt haben. Er redete, so sagten die Athener, als trüge er den Donner auf feiner Zunge und als säße die Göttin der Ueberredung auf seinen Lippen. Was er dem Volke rieth, das geschah; wen er vertheidigte, dem schadete die grimmigste Wuth des Volkes nicht, sein Wort besänftigte. Einst hielt er den in einer Schlacht gefallenen Athenern eine Leichenrede. Hier erschien er so liebenswürdig und riß Alle so mit sich fort, daß, als er von der Rednerbühne herunterstieg, die Weiber ihn mit Ungestüm umarmten, ihm ihre Armbänder umschlangen und ihn bekränzten, ja ihm eine goldene Krone aufsetzten. Perikles wollte durch das Volk herrschen, darum brach er die Macht der Vornehmen und Reichen, darum stürzte er vor Allem den Areopag,

9. Die vorchristliche Zeit - S. 132

1877 - Leipzig : Brandstetter
132 Im nächsten Jahre wiederholten die Feinde ihren verheerenden Einfall in Attika und hier kam zu dem äußeren Feinde noch ein innerer, nämlich jene verderbliche Pest, die wahrscheinlich aus Afrika oder Asien zu Schiffe nach Europa gebracht war und in Athen eine unzählige Menge von Menschen hinwegraffte. Die Hitze des Sommers, die Ueberfüllung der Stadt mit Landbewohnern, die sich mit kleinen dumpfigen Hütten behelfen mußten, vermehrten die Wuth der Krankheit. Den Kranken wurden Augen, Zunge und Schlund feuerroth entzündet, innere Hitze und brennender Durst quälten sie schrecklich. Geschwüre in den Eingeweiden und Eiterbeulen auf der Haut steigerten den Schmerz auf das Aeußerste und eine ertödtende Muthlostgkeit machte das Uebel noch gefährlicher. Furchtbar war der Einfluß der Seuche auf die Gemüther der Menschen; alle Kraft zum Guten wurde erstickt. Der Glaube an die Götter schwand; die Reichen ergaben sich allen möglichen Gelüsten und Genüssen; die Frevelhaften verloren alle Scheu vor dem Gesetz. Die Sittenverderbniß, die wie ein Krebs in die Athener hineinfraß, dauerte viel länger, als das Uebel selbst. Und da sich nun bei den ungeheuern Leiden der athenischen Bevölkerung aller Ingrimm gegen den Perikles wandte, den man für den Urheber des Unglücks hielt, so entsetzte das Volk den hochverdienten Mann seiner Feldherrnwürde und legte ihm noch eine Geldstrafe auf. So erfuhr Perikles noch am Abend seines Lebens den Wankelmuth und die Unbeständigkeit des Volks, das ihn einst vergöttert hatte. Mußte er es doch erleben, wie sein Freund Phidias angeklagt wurde, von dem Golde für die Bildsäule der Athene einen Theil unterschlagen zu haben, und obgleich Perikles die Beschuldigung widerlegte, ward Phidias doch in's Gefängniß geschickt und endigte dort sein Leben. Seinen Lehrer Anaxagoras, der von den Athenern der Gottlosigkeit beschuldigt wurde, konnte er nur dadurch retten, daß er ihn aus der Stadt verbannte. Doch nicht blos der Schmerz, mit so schnödem Undank belohnt zu werden, traf den Perikles in seinem Alter: auch häusliche Leiden beugten den sonst so starken Mann. Die fürchterliche Pest wüthete in seiner eigenen Familie. Er verlor durch den Tod seine Schwester und seinen Sohn Lanthippus. Dennoch behielt er jenen Muth und jene Seelengröße, die über die Schläge des Schicksals sich erhebt. Als er aber auch seinem Sohne Paralos, den gleichfalls die Pest hinraffte, nach athenischer Sitte den Todtenkranz aufsetzte, da überwältigte ihn der herbe Schmerz und er brach in Thränen aus, wie er nie in seinem Leben gethan hatte. Endlich erkannte das athenische Volk den Undank und seine Ueber-eilung; es überzeugte sich von der Wichtigkeit undunentbehrlichkeit des tiefgekränkten Mannes und setzte ihn wieder in seine vorige Würde ein. Doch nicht lange mehr sollte Perikles an der Spitze seines Vaterlandes stehen; auch ihn ergriff die verheerende Seuche. Als er dem Tode nahe war, rühmten die um ihn sitzenden Bürger die Größe seiner Tugend und die Menge seiner Siege, ohne daß sie von Perikles gehört zu werden glaubten. Er aber hatte Alles gehört und sagte: „Ich wundere mich,

10. Die vorchristliche Zeit - S. 228

1877 - Leipzig : Brandstetter
228 Kleopatra lebe noch. Er bat, daß man ihn zu ihr bringen möchte. Man that es und nach langen Zuckungen starb er zu ihren Füßen. Oktavianus zog als Sieger in die Hauptstadt Aegyptens, Alexandrien, ein, er ließ den Antonius prächtig begraben und stellte sich gar freundlich gegen Kleopatra, daß sie seine Absicht nicht merken sollte; denn er hatte vor, sie an seinem Triumphwagen gefesselt in Rom mit aufzuführen. Doch sie errieth seine Gedanken und kam ihm durch schnellen Selbstmord zuvor; man sagte, sie habe ein paar giftige Schlangen sich in die Brust beißen lassen. Darauf sandte sie einen Brief an Oktavianus, worin sie ihn bat, daß er sie bei Antonius begraben lassen möchte. Er hielt dies für eine List, schickte sogleich Leute aus ihr Zimmer, aber diese fanden sie bereits todt in ihrem königlichen Schmucke auf dem Ruhebett liegend. 5. Aegypten war nun eine Beute des Siegers und ihm gehorchte fast der ganze bekannte Erdkreis. Art dem Titel „König" lag ihm nichts; es war ihm der Name „Imperator", erster und einziger Feldherr aller Heere, genug; das Volk gab ihm aber den schmeichelhaften Beinamen „Augustus", der Erhabene, Ehrwürdige. Er war ein Enkel der Schwester des ermordeten Cäsar, welcher ihn an Kürdesstatt angenommen hatte, und da auch seine nächsten Nachfolger zu dieser Familie gehörten, wurde der Name „Cäsar" (woraus unser Kaiser entstanden ist) die Bezeichnung für das oberste Haupt des Staates. Augustus war klug genug, dem Volke den Schein der Republik zu lassen, er ließ wieder Konsuln wählen, übertrug dem Senate mancherlei Geschäfte, ja sogar Volkstribunen wurden noch vom Volke erwählt. Aber die Wahl fiel natürlich immer auf Solche, welche dem Imperator ergeben waren, und der Senat mußte zu Allem „ja" sagen. Augustus regierte unumschränkt, aber doch waren die meisten Bürger froh, daß endlich wieder Ruhe und Ordnung im Reiche herrschte, denn sie sahen, daß für Rom keine andere Rettung sei, als in dem kräftigen Regiment Eines Mannes. Augustus stellte sich zuweilen, als wollte er die Herrschaft niederlegen; dann bat ihn das Volk dringend, er möchte doch die Obergewalt wieder übernehmen. Allmählich änderte sich die Republik um in eine Monarchie (Alleinherrschaft); die Heere wurden stehend, die Beamten erhielten feste Besoldungen und wurden so an die bestehende Regierung gebunden. Augustus vereinigte endlich die wichtigsten Stellen des Staates in seiner eigenen Person und seine Unterthanen waren es zufrieden. 6. Doch die Macht hilft nicht immer zum Glücklichsein. Augustus, der dem gewaltigen römischen Reiche vom Tajo bis zum Euphrat, von den Sandwüsten Afrika's bis zur Themse im nördlichen Britannien gebot, konnte sich keine Ruhe in seinem eigenen Hause gewinnen. Er hatte zu einer dritten Gemahlin eine sehr böse Frau, die Livia, genommen.
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